Corona und die Auswirkungen auf Tourismus und Natur

Nach weitreichenden Einschränkungen im Reiseverkehr im vergangenen Corona-Jahr 2020, sieht die Tourismusbranche, aber auch der Naturschutz, einer erneut herausfordernden Urlaubssaison entgegen.

Am 19. Januar fand die digitale Fachkonferenz „Nachhaltigen Tourismus in Deutschland gestalten – Nutzungsdruck in Zielgebieten und erfolgreiche Besucherlenkung“ statt, die von Ö.T.E. (Ökologischer Tourismus Europa e.V.) und dem Verein Naturfreunde Deutschland organisiert wurde. Hier trafen sich über 400 Expert*innen aus den Bereichen Tourismuswirtschaft/-planung, Schutzgebietsmanagement/ Naturschutz, Wissenschaft und Verwaltung, um sich über die Effekte von Corona auf Tourismus und Natur auszutauschen und über Problemlösungsansätze zu diskutieren und diese gemeinsam weiterzuentwickeln.
Auch das Nature Guide Network war mit dabei!

Die Einschätzungen dazu, wie groß der negative Einfluss von COVID-19 auf den Tourismussektor sowie auf Hotellerie und Gaststättengewerbe war, gingen erstaunlicherweise z.T. stark auseinander. Laut Aussage des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) sprechen die Zahlen klar für einen Einbruch der Einnahmen im Gastgewerbe in allen Bundesländern. Besonders betroffen war der Städtetourismus, aber auch in den Flächenländern gab es z.T. empfindliche Einbußen. Dem entgegen sprachen einzelne Tourismusanbieter u.a. aus Mecklenburg-Vorpommern, die meinten, die Verluste der ersten Lockdown-Phase im Frühjahr 2020 durch ein Mehr an Besucher*innen in den Monaten bis zum zweiten Lockdown im Herbst 2020 ausgeglichen zu haben.

 

Eine intensive und verlängerte Saison bis in den Oktober hinein

Grund dafür waren der wachsende Inlandstourismus und die stärkere Nutzung der Destinationen als Naherholungsgebiete. Eine Entwicklung, die einerseits ökologisch und wirtschaftlich erfreulich ist, aber andererseits auch negative Effekte des sogenannten „Overtourism“ mit sich brachte. Hierzu zählen beispielsweise höherer Individualverkehr mit eigenem PKW/Wohnmobil, lange Schlangen an touristischen Hotspots, überfüllte Strände und zunehmende Müllmengen sowie Störungen der Natur aufgrund intensiverer Nutzung. Die Verwaltungen der Nationalen Naturlandschaften, zu denen Biosphärenreservate, Nationalparks, Naturparks und Wildnisgebiete zählen, die Gemeinden und Destinationen haben diese Entwicklung z.T. frühzeitig erkannt und erste Handlungskonzepte entwickelt, die diesen Effekten entgegenwirken sollten.

 

Wie erreicht man einen bewussten Umgang mit Umwelt und Natur bei zeitgleichem Urlaubsgenuss?

Die präsentierten Ansätze zur Lenkung von Besucher*innen und Reduktion von Menschenmassen waren vielfältig und reichten von Schaffung alternativer Attraktionspunkte, über digitale Lösungen, z.B. durch WiFi-Zähler und eine App zur Entlastung von übervollen Strandabschnitten („Strandticker“), Verzicht auf aktive Bewerbung der Destination, Absage von angebotenen Touren, um Personal einzusparen, vermehrte Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung über richtiges Verhalten in der Natur, bis hin zu Gebietssperrungen und vermehrten Kontrollen durch die Ranger*innen der Großschutzgebiete.
Die meisten Anwesenden waren sich einig, dass Gebietssperrungen und Kontrollen weder dem Tourismus noch der Verhaltensänderung der Gäste sonderlich dienlich und andere Lösungen zu bevorzugen seien. Angesichts der starken Schädigungen der Natur in einzelnen Schutzgebieten durch unreflektiertes Verhalten der Gäste, seien diese Restriktionen aber ein dringlich gebotenes, letztes Mittel der Wahl zum Erhalt seltener Tier- und Pflanzenarten.

 

Nature Guides als Mittler zwischen Mensch und Natur

In diesem Zusammenhang wurde auch deutlich, wie wenig Bewusstsein manche Besucher*innen für ihr störendes Verhalten in der Natur haben. Judith Kühn vom Nature Guide Network brachte daher die Frage auf, ob eine stärkere Kooperation zwischen den Schutzgebieten, Ranger*innen und zertifizierten Natur- und Landschaftsführer*innen/ Nature Guides in diesem Zusammenhang nicht Abhilfe schaffen könnte. Gemeint seien gezielte Tourenangebote in sensiblen Naturbereichen als bereichernde Alternative zu dem Bedürfnis, abseits der Wege auf besondere Erlebnisse und Entdeckungen zu hoffen. Deutlich wurde dabei, dass die Einschränkungen durch die Corona-Regelungen geführte Touren im Jahr 2020 leider erschwert hätten und sich in der kommenden Saison hoffentlich Besserungen abzeichneten.

Im Nachgang zur Veranstaltung konnten separate Gespräche mit potentiellen Netzwerkpartner*innen sowie zur gemeinsamen Weiterentwicklung von Ideen an der Schnittstelle Tourismus und Naturschutz vereinbart werden. Wir freuen uns auf diesen Austausch!

 

Bild: Shaiith / AdobeStock

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