Die gute Nachricht: Der Bedarf an nachhaltigen Tourismusangeboten wächst seit Jahren stetig – das zeigt unter anderem die jährlich durchgeführte Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. (FUR 2021). Die weniger gute Nachricht: Es gibt noch zu wenige Angebote die diese Nachfrage bedienen könnten.
Laut Reiseanalyse des Jahres 2020 geben 61% der Befragten an, dass ihr Urlaub möglichst umweltfreundlich, ressourcenschonend und sozial verträglich sein soll. Dass die Tourismusbranche einen gewissen Nachholbedarf und Umsetzungslücken in Richtung Nachhaltigkeit hat, lässt sich unter anderem aus dem „Praxisleitfaden Nachhaltigkeit im Deutschlandtourismus“ (BTE 2016) ableiten, der eine klare Verantwortung bei den Akteuren der Tourismusbranche sieht:
„Kaum eine andere Branche ist so stark auf eine intakte Natur und Landschaft sowie die Vielfalt an Lebensräumen und Arten angewiesen wie der Tourismus. Denn das Erleben und Genießen von Natur gehört zu den häufigsten Reisemotiven von Touristen. Es liegt somit schon im Urinteresse der touristischen Akteure, die natürliche Attraktivität der Destination zu erhalten, um die eigene Geschäftsgrundlage zu sichern“ (BTE 2016).
Im Rahmen der kürzlich erstellten Jugend-Naturbewusstsein-Studie des Bundesministeriums für Umwelt (BMU 2021) zeigt sich, dass besonders die junge Bevölkerung der Tourismusbranche eine hohe Verantwortung zuordnet. Als touristisches Zielpublikum „von morgen“ haben die Forderungen nach mehr Nachhaltigkeit in der Branche einen gewissen Stellenwert. Sie zeigen richtungsweisend, dass Klimawandel und Artensterben neue Handlungserfordernisse brauchen und bestehende Praktiken nicht einfach fortgeführt werden können.
Eine weitere Entwicklung in diesem Zusammenhang, ist die voranschreitende Digitalisierung, die sich ebenfalls im Informations- und Buchungsverhalten von Reisenden widerspiegelt: die Bedeutung von online-Buchungen steigt jährlich an und auch bei der Urlaubsinspiration und -planung wird zunehmend, vor allem, aber nicht nur, von der jungen Generation, auf online Reiseportale und -büros (Online Travel Agency/OTA), Social-Media-Kanäle und andere Internetquellen zugegriffen (FUR 2021).
Neben bereits seit Jahrzehnten bestehenden nachhaltigen Angeboten in Nischensektoren, wie z.B. dem Ökotourismus, finden Nachhaltigkeitskonzepte mittlerweile auf verschiedenen Ebenen Anwendung und adressieren unterschiedliche Zielgruppen sowie Angebots- und Preissegmente. So fokussieren sich einzelne Reiseanbieter, wie z.B. BUND-Reisen, auf umwelt- und sozialverträgliche Angebote, die sowohl Wanderreisen und Wildnis-Erlebnisse organisieren als auch Volunteering-Programme anbieten, die mehr als klassischen Urlaub beinhalten.
Das Unternehmen Good Travel bietet hingegen qualitativ hochwertige Unterkünfte, die nach verschiedenen Nachhaltigkeitskriterien (ökologisch und sozial) ausgewählt werden können. Im derweil schon etwas bekannteren forum anders reisen haben sich bereits über 100 Reiseveranstalter zusammengeschlossen, um sich gemeinsam für nachhaltigen Tourismus zu engagieren und darüber zu informieren.
Neben diesen Reiseveranstaltern und den OTAs, die bereits gezielt auf ökologische Reisen setzen und entsprechende Zielgruppen bedienen, ist es umso wichtiger, auch die breite Masse anzusprechen. So finden sich beispielsweise im Reisemagazin von Urlaubsguru, das als größte unabhängige Reise-Website Deutschlands monatlich 22 Mio. Seitenaufrufe verzeichnet, Tipps zum nachhaltigen Reisen. Auf diese Weise werden nicht nur Personen erreicht, die ohnehin bereits bei auf Nachhaltigkeit spezialisierten Anbietern buchen, sondern auch eine Menge preissensibler Kund*innen, die unter Umständen erstmalig mit dem Thema in Berührung kommen. Sie bekommen so praktische Tipps an die Hand, wie sie trotz kleinem Budget ihr Reiseverhalten Schritt für Schritt bessern können.
Zusammengefasst gibt es also von verschiedenen Seiten Entwicklungen, die Hoffnung machen und unterstützenswert sind, um einen langfristigen positiven Wandel im Tourismus zu schaffen. Auch die Guides im Nature Guide Network tragen ihren Teil dazu bei und kommen mit ihren Angeboten der Nachfrage für besondere Naturreiseerlebnissen und wachsendem Umweltbewusstsein entgegen.