Nach mehr als 3 Jahren internationaler und lokaler Zusammenarbeit sowie dem Aufbau eines Netzwerkes für Naturführer*innen in Deutschland, Litauen und Polen neigt sich das EU-geförderte Nature Guide Network Projekt dem Ende entgegen. Doch was genau wurde in dieser Zeit erreicht? Und vor allem, wie geht es weiter mit diesen erzielten Ergebnissen?
Diese und weitere Fragen standen im Fokus des Arbeits- und Netzwerktreffens Anfang Juni in Wolgast, wohin die deutschen Projektpartner, das Transnationale Netzwerk Odermündung e.V. (HOP) und die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH), eingeladen hatten. Obwohl diese Veranstaltung aufgrund der Corona-Auflagen leider nur im kleinen Kreise stattfinden konnte, wurde lebhaft über die Zukunft der Naturführer*innen und des Naturtourismus in Mecklenburg-Vorpommern diskutiert – mit von der Partie waren Vertreter*innen des Landesumweltamtes (LUNG MV), der Volkshochschulen MV, der Akademie für Nachhaltige Entwicklung (ANE), des Müritz Nationalparks und von Interpret Europe.
Zu Beginn der Veranstaltung wurden die zentralen Ergebnisse des Projektes vorgestellt, zu denen unter anderem die Entwicklung eines internationalen Berufsbildes „Nature Guide“ (angelehnt an die Ausbildung zur/m zertifizierten Natur- und Landschaftsführer*in/ZNL), ein dazugehöriger Rahmenlehrplan sowie ein in allen drei Projektländern durchgeführtes Pilottraining gehörten. Neben diesem Qualifizierungsansatz zur Professionalisierung der Nature Guides wurde ein internationales Netzwerk aus aktiven Naturführer*innen und Akteur*innen aus Naturschutz, Verwaltung und Tourismus aufgebaut, um die Arbeit der Nature Guides zu unterstützen und naturtouristischen Angeboten gesamtgesellschaftlich mehr Bedeutung zu geben.
Dass noch immer starker Handlungsbedarf hinsichtlich der Qualifizierung und Professionalisierung von Naturführer*innen sowie hinsichtlich des Netzwerkausbau besteht, zeigte auch eine im Rahmen des Projekts durchgeführte Masterarbeit. Die Ergebnisse einer Befragung unter zertifizierten Natur- und Landschaftsführer*innen in MV hat klar herausstellt, dass es eine einheitliche Qualitätssicherung und eine entsprechende Anerkennung und Wertschätzung dieser Tätigkeit (v.a. von Seiten der Tourismusbranche) brauche, damit Personen, die Naturführungen anbieten, auch davon leben könnten und nicht länger im Ehrenamt oder gegen „kleinen Obolus“ arbeiten.
In der Runde der Anwesenden kam es deshalb schnell zu regen Diskussionen um die Themen, wie z.B. eine einheitliche ZNL-Ausbildung in ganz MV gelingen kann und wie man die ZNL so qualifiziert, dass sie nach der Ausbildung auch als professionelle Guides aktiv werden. Des Weiteren wurde darüber debattiert, wie man z.B. ebenfalls fehlende Naturschutzgebietsbetreuer*innen und ausgebildete ZNL zusammendenken und angemessen vergüten kann. Am wichtigsten war aber die Frage, wie die ZNL-Ausbildung (heute und zukünftig) vor allem den Menschen vor Ort dienen könne – nicht nur den Gästen, die Touren buchen und schöne Erlebnisse haben sollen, sondern eben allen, die in dieser Wertschöpfungskette eines Nature Guide Netzwerkes beteiligt sein könnten.
Natürlich konnten nicht alle dieser komplexen Fragen im Arbeitstreffen beantwortet werden und viele dieser Problemstellungen brauchen Lösungsansätze und kontinuierliche Weiterarbeit am Thema für die kommenden Jahre. Dennoch konnten zentrale Akteur*innen eines funktionierenden Netzwerkes für Nature Guides und Naturtourismus herausgearbeitet und v.a. erste mögliche Handlungsschritte benannt werden.
So überprüft der Volkshochschulverband MV mit dem Landesumweltamt, ob eine landesweite ZNL-Ausbildung weitergeführt und wie diese zentral organisiert angeboten werden kann. Auch sind Treffen mit der IHK und dem Tourismusverband geplant, während sich der ZNL-Verein über seine zukünftige Funktion und Neuaufstellung berät.
Das internationale Projekt hat wichtige Meilensteine erreicht und ein gutes Fundament gelegt, das nun verschiedene lokale und regionale Akteur*innen vor Ort nutzen können, um weitere Schritte umzusetzen.
Mittel- bis langfristig muss es weiterhin das Ziel sein dafür zu sorgen, Naturführer*innen zu professionalisieren und ihnen eine nachhaltige Einkommensperspektive zu ermöglichen sowie den ganzjährigen Naturtourismus, mit all seinen Akteur*innen, als nachhaltigen Regionalentwicklungsansatz, zu stärken.
Hinweis: Alle Teilnehmenden mussten über ein tagesaktuelles, negatives Corona-Testergebnis verfügen.